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Photophobie: Wenn Licht zur Qual wird

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Wenn Licht zur Qual wird, steckt oft mehr dahinter als nur empfindliche Augen. Lichtempfindlichkeit kann viele Ursachen haben. In diesem Artikel erfahren Sie, was dahinter steckt und wann man zum Arzt sollte.

Helles Sonnenlicht, die Scheinwerfer entgegenkommender Autos oder das grelle Leuchten eines Bildschirms – für viele Menschen ist das nur unangenehm. Für andere wird es zur Qual: Die Augen schmerzen, tränen, das Sehen fällt schwer. Mediziner sprechen dann von einer Photophobie, also einer gesteigerten Lichtempfindlichkeit der Augen. Die Ursachen reichen von harmlosen Reizungen bis zu ernsteren Erkrankungen.

Wenn die Augen auf Licht überreagieren

Licht ist lebenswichtig – ohne es könnten wir nicht sehen. Doch bei überempfindlichen Augen kann selbst normales Tageslicht Schmerzen auslösen. Betroffene ziehen sich oft in abgedunkelte Räume zurück, vermeiden Sonnenlicht und tragen auch drinnen eine Sonnenbrille. Manchmal kommen weitere Symptome hinzu: Kopfschmerzen, tränende Augen, Übelkeit oder Sehstörungen.

Gerade in der dunklen Jahreszeit haben die Augen Schwerstarbeit zu leisten: morgens Dunkelheit, tagsüber Kunstlicht, abends wieder Dunkelheit. Das Auge muss sich ständig an wechselnde Lichtverhältnisse anpassen. Dabei spielt die Pupille eine zentrale Rolle: Sie reguliert den Lichteinfall auf die Netzhaut. Bei Dunkelheit weitet sie sich, bei Helligkeit zieht sie sich zusammen.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit der Pupille ab, sich weit zu öffnen. Weniger Licht erreicht die Netzhaut – das Sehen in der Dämmerung wird schwieriger. Hinzu kommt, dass das Auge im Dunkeln vom Farb- zum Hell-Dunkel-Sehen umschaltet: Die farbempfindlichen Zapfen treten in den Hintergrund, die lichtempfindlicheren Stäbchen übernehmen. Bis sich dieser Wechsel vollständig vollzogen hat, können 20 bis 30 Minuten vergehen. Besonders in der Dämmerung, wenn Zapfen und Stäbchen gleichzeitig arbeiten müssen, stossen selbst gesunde Augen an ihre Grenzen – etwa beim nächtlichen Autofahren.

Nachtkurzsichtigkeit und Blendempfindlichkeit

Viele Menschen sehen bei Dunkelheit schlechter als am Tag, auch ohne Brille. Wenn sich die Pupillen weiten, können Lichtstrahlen am Rand leicht gebrochen werden und treffen dann nicht exakt auf der Netzhaut auf. Das Bild wird unscharf – man spricht von Nachtkurzsichtigkeit oder Nachtmyopie. Hier kann eine spezielle Nachtbrille helfen, die den Dioptrienwert leicht anpasst und störende Lichtreflexe filtert.

Bei älteren Menschen kommt eine weitere Ursache hinzu: die altersbedingte Trübung der Linse, der sogenannte Graue Star (Katarakt). Durch Eiweissablagerungen wird die Linse undurchsichtiger, Licht bricht sich unregelmässig. Autofahrer berichten dann oft von „Nebel“ oder „Lichthöfen“ um Scheinwerfer.

Von trockenen Augen bis Migräne – vielfältige Auslöser

Nicht immer steckt eine Erkrankung des Auges selbst dahinter. Häufig sind trockene Augen der Grund: Heizungsluft, Bildschirmarbeit oder zu seltenes Blinzeln lassen den Tränenfilm reissen. Das Auge reagiert gereizt, gerötet und empfindlich auf Licht.

Auch eine Bindehaut- oder Hornhautentzündung kann starke Lichtscheu auslösen. Typische Symptome sind Schmerzen, Rötung, Tränenfluss und verschwommenes Sehen. In solchen Fällen gilt: schnell zum Augenarzt – besonders, wenn das Sehvermögen beeinträchtigt ist oder das Auge schmerzt.

Neben Augenerkrankungen kann Lichtempfindlichkeit auch neurologische Ursachen haben. Besonders häufig tritt sie bei Migräne auf. Während einer Attacke reagieren Gehirn und Sehnerv überempfindlich auf Reize. Viele Betroffene berichten, dass selbst gedämpftes Licht kaum auszuhalten ist. Auch Meningitis (Hirnhautentzündung), Clusterkopfschmerzen oder seltene neurologische Syndrome wie das chronische Fatigue-Syndrom können Photophobie auslösen. Manche Medikamente – etwa bestimmte Antibiotika (Tetrazykline, Doxyzyklin) oder Präparate mit Scopolamin, Atropin oder Digitalis – verstärken die Lichtempfindlichkeit ebenfalls.

Seltene Ursachen: Von genetischen Defekten bis zu Hornhauterkrankungen

In sehr seltenen Fällen steckt eine erblich bedingte Erkrankung hinter der Lichtempfindlichkeit. Bei der Retinitis pigmentosa etwa verlieren die lichtempfindlichen Stäbchen der Netzhaut ihre Funktion – Betroffene werden nachtblind. Auch eine Hornhauterkrankung wie die Fuchs’sche Endothel-Dystrophie kann starke Blendempfindlichkeit verursachen. Dabei sammelt sich Wasser in der Hornhaut, sie wird trüb. Nur eine Transplantation der inneren Hornhautschicht kann hier helfen.

Wann zum Arzt?

Wer dauerhaft lichtempfindlich ist, sollte die Ursache abklären lassen – besonders, wenn zusätzlich Schmerzen, Rötungen oder Sehstörungen auftreten. Warnzeichen sind auch plötzlich auftretende Lichtscheu in Kombination mit Kopfschmerzen, Übelkeit oder Fieber: Dann kann eine ernsthafte neurologische oder entzündliche Erkrankung dahinterstecken, etwa eine Meningitis.

Welche Behandlung ist die Richtige?

Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache.

– Bei trockenen Augen helfen befeuchtende Tropfen oder Gele.
– Bei Entzündungen sind entzündungshemmende Medikamente oder Antibiotika nötig.
– Bei Migräne kommen spezielle Schmerzmittel oder vorbeugende Präparate zum Einsatz, meist unter Aufsicht eines Neurologen.
– Bei Linsentrübungen schafft eine Katarakt-Operation Abhilfe, bei der die Linse durch eine Kunstlinse ersetzt wird. Dies kann die Beschwerden vollständig beheben.
– In manchen Fällen kann eine Brille mit sogenannten Kantenfiltergläsern helfen: Sie filtern bestimmte Lichtanteile, etwa im blauen Spektrum, und verbessern so den Kontrast.

Die gute Nachricht: In den meisten Fällen ist Lichtempfindlichkeit vorübergehend – etwa nach einer Infektion, durch trockene Luft oder Medikamente. Sobald die Ursache behandelt wird, normalisiert sich die Reaktion des Auges auf Licht. Nur bei erblichen oder chronischen Erkrankungen bleibt die Empfindlichkeit bestehen.

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