Der erste Schritt mit der Zahnprothese ist oft der schwerste – doch mit Geduld, ein wenig Übung und praktischen Tipps gelingt die Eingewöhnung garantiert. In unserem Artikel erfahren Sie, wie Sie sich die Eingewöhnung leichter machen.
Der Moment, in dem man seine ersten „Dritten“ bekommt, ist für viele ein Wendepunkt im Leben. Die Aussicht, endlich wieder unbeschwert lächeln, sprechen und essen zu können, ist verlockend – doch der Weg dahin kann sich holprig anfühlen. Denn eine Zahnprothese ist zunächst einmal eines: ein Fremdkörper im Mund. Und wie bei jedem neuen Begleiter braucht es etwas Zeit, bis man sich mit ihr rundum wohlfühlt.
Was genau ist eine Vollprothese?
Wenn keine eigenen Zähne mehr vorhanden sind, kommt eine sogenannte Total- oder Vollprothese zum Einsatz. Sie ersetzt alle Zähne im Ober- oder Unterkiefer. Dabei besteht sie aus rosafarbenem Kunststoff, der das Zahnfleisch imitiert, und künstlichen Zähnen. Anders als festsitzender Zahnersatz auf Implantaten haftet die Prothese durch reinen Unterdruck – ähnlich wie zwei Glasplatten, die aneinanderkleben. Richtig angepasst, bietet die Prothese einen guten Halt – aber sie wird sich nie ganz so fest anfühlen wie echte Zähne oder implantatgetragener Zahnersatz.
Die Eingewöhnung braucht Zeit – und das ist völlig normal
Viele Menschen berichten, dass sie in den ersten Tagen Angst haben, mit der Prothese zu sprechen oder zu essen. Manche sind unsicher, wie sie mit dem vermehrten Speichelfluss oder einem leichten Druckgefühl umgehen sollen. Wichtig ist: All das ist vollkommen normal. Ihr Körper und Ihr Mund brauchen einfach ein wenig Zeit, um sich an das neue Gefühl zu gewöhnen.
Geben Sie sich selbst diese Zeit. Tragen Sie Ihre Prothese täglich – am besten so oft wie möglich. Je länger sie im Mund bleibt, desto schneller wird sie zur Selbstverständlichkeit.

Tipps, wie Sie sich an Ihre Zahnprothese gewöhnen
1. Sprechen Sie mit sich selbst – oder mit dem Spiegel
Besonders die ersten Gespräche mit anderen fühlen sich oft ungewohnt an. Trainieren Sie das Sprechen in geschütztem Rahmen: Lesen Sie laut Zeitung, singen Sie unter der Dusche oder sprechen Sie vor dem Spiegel. Wenn Sie Lust haben, können Sie sich sogar mit dem Handy aufnehmen – und hören, wie schnell Sie Fortschritte machen.
2. Beim Essen: kleine Bissen, weiche Kost
In der ersten Woche sind weiche Speisen wie Kartoffelbrei, Suppen oder weich gekochtes Gemüse ideal. Schneiden Sie alles in kleine Stücke und kauen Sie gleichmässig auf beiden Seiten. Auch das Trinken heisser Getränke kann anfangs ungewohnt sein – besonders wenn die Prothese den Gaumen bedeckt. Lassen Sie Kaffee oder Tee lieber kurz abkühlen.
3. Keine Panik bei Speichel oder Druckstellen
Gerade in den ersten Tagen mit der neuen Prothese macht der Körper einiges mit – und das ist völlig normal. Die Zahnprothese ist zunächst ein Fremdkörper im Mund, an den sich Muskeln, Schleimhäute und auch das gesamte Kausystem erst gewöhnen müssen. Dabei kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen, die jedoch meist harmlos und vorübergehend sind.
Typische Begleiterscheinungen in der Anfangszeit sind Druckstellen, ein verstärkter Speichelfluss, Muskelkater im Kiefer oder sogar leichte Schmerzen beim Kauen. In manchen Fällen kann es auch zu Reizungen am Gaumen oder kleineren Geschwüren durch die ungewohnte Belastung kommen. All das sind keine Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt – sondern normale Reaktionen Ihres Körpers auf die neue Situation.
Und auch der vermehrte Speichelfluss ist kein Grund zur Sorge: Fremdkörper im Mund regen die Speichelproduktion ganz automatisch an.
Leichte Druckstellen sind in der ersten Zeit ganz normal. Spülen Sie den Mund mit Kamillentee oder Salzwasser – das beruhigt und hilft beim Abheilen. Wichtig ist, aufmerksam zu bleiben: Leichte Druckstellen sollten sich innerhalb von zwei Wochen zurückbilden. Ist das nicht der Fall oder verschlimmern sich die Beschwerden, wenden Sie sich bitte an Ihre Zahnärztin oder Ihren Zahnarzt. Denn unbehandelte Druckstellen können zu Entzündungen im Mundraum führen.
Und auch der vermehrte Speichelfluss ist kein Grund zur Sorge: Fremdkörper im Mund regen die Speichelproduktion ganz automatisch an. Das legt sich in der Regel nach ein paar Tagen. Ein kleiner Trick: Lutschen Sie ab und zu ein zuckerfreies Bonbon – das regt den Schluckreflex an und hilft Ihrem Körper, sich schneller anzupassen.
4. Haftcreme kann helfen – aber bitte sparsam
Wenn die Prothese wackelt oder sich unsicher anfühlt, kann eine gute Haftcreme wahre Wunder wirken. Sie sorgt für ein angenehmeres Tragegefühl, vor allem beim Essen und Sprechen. Wichtig: Weniger ist mehr! Eine dünne Schicht genügt, um Halt zu geben – alles andere drückt nur heraus.
5. Prothese regelmässig kontrollieren und anpassen lassen
Besonders in den ersten Wochen verändert sich der Kiefer noch, beispielsweise nach einer Implantation. Wenn die Prothese dann zu locker sitzt, kann der Zahnarzt sie „unterfüttern“ – also mit zusätzlichem Material von innen so anpassen, dass sie wieder perfekt sitzt. Diese Nachkontrolle ist wichtig, um Druckstellen und mögliche Brüche zu vermeiden.
6. Nachts tragen – oder lieber nicht?
Ob Sie die Prothese nachts im Mund lassen, ist letztlich Geschmackssache. Viele fühlen sich sicherer, wenn sie sie auch im Schlaf tragen – andere empfinden das als unangenehm. Wichtig ist: Wenn Sie sie über Nacht herausnehmen, legen Sie sie in ein Glas Wasser, damit sie nicht austrocknet. Und reinigen Sie sie gründlich vor dem Schlafengehen!
7. Die richtige Pflege für die „Dritten“
Auch wenn es keine echten Zähne mehr sind: Ihre Prothese braucht Pflege! Mindestens zweimal täglich sollten Sie sie mit Zahnbürste und milder Zahnpasta reinigen – auch die Unterseite, die auf dem Zahnfleisch liegt. Zusätzlich empfiehlt sich 1x täglich eine spezielle Prothesenbürste oder Reinigungstablette.
8. Bleiben Sie gelassen – und freundlich zu sich selbst
Vielleicht läuft nicht alles auf Anhieb rund. Vielleicht rutscht die Prothese mal oder ein Essen gelingt nicht wie geplant. Das ist kein Grund zur Sorge – und schon gar keiner zur Scham. Jeder Mensch braucht etwas Zeit, bis er sich an die neuen Zähne gewöhnt. Bleiben Sie geduldig und freundlich zu sich selbst.
Mit der Zeit kommt das Vertrauen zurück
Die ersten Tage mit einer neuen Prothese sind ein Abenteuer – mal aufregend, mal mühsam. Doch mit jedem gesprochenen Satz, jedem gekauten Bissen und jeder Nacht, in der die Prothese ihren Platz findet, kommen Sie Ihrem alten Lebensgefühl ein Stück näher. Und ehe Sie sich versehen, werden Sie feststellen: Die „Dritten“ fühlen sich längst nicht mehr fremd an – sondern ganz einfach wie Ihre Zähne.
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