Der eine will wieder spazieren gehen, die andere sicher durch die Wohnung kommen: Wer einen Rollator braucht, merkt schnell, dass es nicht den einen, sondern viele passende Rollatoren gibt. Unser Artikel erklärt, worauf Sie bei Grösse, Ausstattung und Einsatzgebiet achten sollten – für mehr Sicherheit und Lebensqualität im Alltag.
Der Rollator ist mehr als ein technisches Hilfsmittel – er ist Teil des Alltags, Sitzgelegenheit, Einkaufshilfe, Sicherheitsanker. Doch welcher Rollator passt zu wem? Die Antwort hängt nicht nur von der Körpergrösse ab, sondern auch vom Einsatzort, der eigenen Mobilität, dem vorhandenen Platz – und von den persönlichen Ansprüchen.
Wer sich gut informiert, kann Beschwerden vorbeugen und Unabhängigkeit zurückgewinnen.
Ein Rollator ist nicht einfach ein Rollator
Die meisten Rollatoren sehen auf den ersten Blick ähnlich aus: vier Räder, zwei Bremsgriffe, ein Sitz, ein Netz oder Korb. Doch im Detail unterscheiden sie sich stark – etwa bei Gewicht, Ausstattung, Klappmechanismus, Griffsystem, Bereifung, Wendigkeit und Komfort.
Hinzu kommen individuelle Anforderungen der Nutzer:innen: Wie beweglich bin ich noch? Will ich mit dem Rollator auch längere Strecken zurücklegen? Habe ich Schmerzen in den Händen oder Schultern? Nicht jeder braucht dasselbe – und nicht jede Einschränkung ist gleich.
Tipps
• Wer noch aktiv ist und sich draussen bewegen will, braucht ein leichtgängiges, stabiles Modell mit guter Bremse, Sitz und Einkaufstasche.
• Wer unsicher auf den Beinen ist, sollte Wert auf gut erreichbare Bremsen und feste Griffe legen – eventuell auch mit Unterarmauflagen.
• Bei starken Einschränkungen, beispielsweise nach einem Schlaganfall, können spezielle Modelle mit asymmetrischen Griffen oder ergonomischem Aufbau sinnvoll sein.
Körpergrösse: Auf die richtige Höhe kommt es an
Ein Rollator muss zur Körpergrösse passen – sonst drohen Fehlhaltungen, Schmerzen und Stürze. Besonders wichtig ist die Griffhöhe. Sie sollte so eingestellt sein, dass die Arme locker hängen und leicht angewinkelt sind, während man aufrecht hinter dem Rollator geht. Als Orientierung gilt: Die Griffe sollten etwa auf Höhe der Handgelenke liegen, wenn die Arme seitlich am Körper herabhängen.
Viele Modelle sind in mehreren Größen (S, M, L) erhältlich. Noch wichtiger als die Konfektionsgrösse ist jedoch die konkrete Griffhöhe. Deshalb: Massband zur Hand nehmen und nachmessen – oder im Sanitätshaus ausprobieren lassen. Auch die Sitzhöhe sollte nicht unterschätzt werden. Wer sich auf den Rollator setzt, sollte bequem mit den Füssen den Boden berühren – sonst wird das Aufstehen zum Kraftakt.
Einsatzort: Drinnen, draussen oder im Gelände?
Nicht jeder Rollator ist für jedes Terrain geeignet.
• Wer sich vor allem in der Wohnung bewegt, braucht ein wendiges Modell mit schmalem Rahmen – sogenannte Indoor- oder Wohnungsrollatoren. Diese passen besser durch enge Türen und lassen sich auch auf Teppichen leicht schieben. Sitz und Einkaufskorb sind hier oft verzichtbar.
• Für draussen braucht es mehr Komfort: grosse, stabile Räder, gute Bremsen, einen bequemen Sitz. Outdoor-Rollatoren sind robuster, aber auch breiter und schwerer – für Innenräume oft zu sperrig.
• Für naturbegeisterte Spaziergänger gibt es sogar geländegängige Rollatoren mit Luftreifen, Stossdämpfern und besonders griffigem Profil. Sie bieten auch auf Waldwegen Sicherheit – sind dafür meist teuer und brauchen Platz.

Ausstattung: Was wirklich hilft
Neben Sitzfläche und Korb gibt es sinnvolles Zubehör wie Regenschutz, Reflektoren, Tablett, Rückengurt, Unterarmauflagen oder Stockhalter. Bei Vorerkrankungen wie Rheuma oder Arthrose sollte man auf ergonomische Griffe achten – sie entlasten Gelenke und Hände.
Manche Modelle lassen sich per Knopfdruck einklappen und im Auto verstauen. Wer wenig Kraft hat, sollte auf das Gewicht achten: Leichtgewicht-Rollatoren aus Carbon oder Aluminium sind komfortabler zu handhaben – kosten aber mehr.
Der richtige Kaufweg: Kasse, Sanitätshaus oder Online?
Wer eine ärztliche Verordnung hat, bekommt in der Regel ein einfaches Modell von der Krankenkasse gestellt – oft als Leihgerät. Das reicht für viele, ist aber nicht immer ideal. Wer mehr Komfort möchte, muss oft draufzahlen.
Eine gute Beratung bieten Sanitätshäuser, dort können auch verschiedene Modelle getestet werden. Online ist die Auswahl grösser, aber Beratung fehlt – wichtig ist hier, auf Rückgaberecht und Masse zu achten.
Checkliste: So finden Sie den passenden Rollator
Wer mobil bleiben will, sollte sich nicht mit dem erstbesten Modell zufriedengeben.
Die wichtigsten Fragen lauten:
– Wie gross bin ich? Richtige Griff- und Sitzhöhe ermitteln
– Wo nutze ich den Rollator? Drinnen, draussen oder im Gelände?
– Wie mobil bin ich? Komfort oder Minimalversion?
– Welche Beschwerden habe ich? Griffe, Gewicht, Stabilität beachten
– Wieviel Platz habe ich? Klappmechanismus und Masse prüfen
– Was zahlt die Kasse? Zuschuss oder Zuzahlung klären
Nicht irgendein Rollator – sondern Ihr Rollator
Ein Rollator ist kein Standardprodukt. Er ist ein individuelles Hilfsmittel. Wer sich Zeit für Auswahl und Beratung nimmt, vermeidet Fehlkäufe, Schmerzen und Stürze. Die passende Gehhilfe gibt Sicherheit – und auch ein Stück Lebensfreude zurück.
Gut zu wissen: Lassen Sie sich beraten – im Sanitätshaus, bei der Krankenkasse, von Physiotherapeuten. Und: Probieren Sie mehrere Modelle aus. Denn nur wer sich mit seinem Rollator wohlfühlt, nutzt ihn auch wirklich.
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