Radfahren hält fit, macht mobil und hebt die Stimmung – auch im Alter. Doch viele unterschätzen die Risiken: Senioren verunglücken überdurchschnittlich oft mit dem Fahrrad. Warum sich Radfahren trotzdem lohnt – und was es braucht, um sicher unterwegs zu sein.
Radfahren ist mehr als ein Fortbewegungsmittel. Gerade für viele ältere Menschen bedeutet es ein Stück Freiheit: selbstständig unterwegs sein, aktiv bleiben, sich den Wind ins Gesicht wehen lassen. Wer in die Pedale tritt, tut viel für Herz, Kreislauf und die eigene Mobilität – und bleibt oft auch mental wacher. Doch die Kehrseite wird oft übersehen: Mit dem Alter steigt das Unfallrisiko auf dem Rad deutlich.
Bewegung, die gut tut
Schon regelmässige, kurze Strecken stärken Herz und Kreislauf, kräftigen Muskeln und verbessern die Koordination. Gerade im Alter sind das wichtige Faktoren, um Stürzen vorzubeugen und die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten. Durch die erhöhte Herzfrequenz und Durchblutung verbessert Radfahren ausserdem die Sauerstoffversorgung des Gehirns, was sich positiv auf Konzentration, Gedächtnis und Stimmung auswirken kann.
Dabei muss es nicht die lange Ausfahrt durch hügelige Landschaften sein. Oft reicht schon eine kurze Runde zum Bäcker oder zur Freundin im Nachbarviertel, um aktiv zu bleiben – und nebenbei etwas für die Umwelt zu tun.

Warum Senioren besonders gefährdet sind
Doch gerade ältere Menschen sind auf dem Rad besonders verletzungsgefährdet. „Die Reaktionszeit nimmt im Alter ab, Seh- und Hörvermögen lassen nach – das erhöht das Risiko im Strassenverkehr“, warnt die Altersmedizinerin Brigitte Buchwald-Lancaster.
Stürze führen im Alter schneller zu schweren Verletzungen wie Hüftbrüchen oder Kopfverletzungen – und heilen oft langsamer. Besonders problematisch: Laut Unfallforschung ist fast jeder zweite schwer verletzte Radfahrer über 65 Jahre alt.
Fahrten gut planen – Risiken reduzieren
Ältere Menschen sollten daher realistisch einschätzen, welche Strecken sie sich zutrauen und sich nicht unter Druck setzen lassen. Wer überholt wird, sollte das gelassen hinnehmen – nicht beschleunigen. Ebenso wichtig: Seh- oder Hörhilfen gehören unbedingt mit aufs Rad.
Auch das Gewicht auf dem Rad muss stimmen: Taschen am Lenker bringen viele Räder aus dem Gleichgewicht und sind eine häufige Ursache für Stürze. Sicherer sind fest montierte Körbe oder Gepäckträger-Taschen.
Das richtige Rad macht den Unterschied
Moderne Fahrräder bieten heute viel Komfort: bequeme Sättel, tief liegende Einstiege, Rücktrittbremsen, Körbe oder Taschen mit viel Platz für Einkäufe. Auch die Sicherheitsausstattung hat sich weiterentwickelt – mit heller Beleuchtung, stabilen Rahmen und ergonomischem Zubehör.
Wer sich unsicher fühlt, kann spezielle Fahrsicherheitstrainings besuchen, etwa bei lokalen Verkehrsclubs oder Seniorenbüros. Dort wird der sichere Umgang mit dem Rad – ob mit oder ohne Motor – in entspannter Atmosphäre geübt.
Das E-Bike: Fluch und Segen
Pedelecs haben das Radfahren revolutioniert – auch für Ältere. Steigungen oder längere Wege werden leichter bewältigt. Doch sie haben ihren Preis: Die hohe Geschwindigkeit überfordert viele ungeübte Fahrer, gerade beim Bremsen oder in engen Kurven. Die Zahl der E-Bike-Unfälle mit Senioren ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Was früher mit zunehmendem Alter oft mühsam wurde – etwa Steigungen oder längere Wege – ist dank E-Bike heute für viele wieder möglich. Die elektrische Unterstützung gleicht körperliche Einschränkungen aus und sorgt dafür, dass auch längere Touren machbar bleiben.
E-Bikes haben damit den Radius vieler älterer Menschen enorm erweitert. Die Vorteile: Mehr Mobilität, mehr soziale Kontakte, mehr Selbstständigkeit – gerade dort, wo der öffentliche Nahverkehr lückenhaft ist oder das Auto keine Option mehr darstellt.
Tipp: Was Sicherheit verbessert
- Das richtige Fahrrad: Tiefeinsteiger-Räder erleichtern das Aufsteigen, breite Reifen und Rücktrittbremse sorgen für Sicherheit.
- Schutzausrüstung: Immer mit Helm fahren – auch auf kurzen Strecken. Reflektierende Kleidung erhöht die Sichtbarkeit.
- Regelmässige Kontrolle: Bremsen, Licht und Reifendruck prüfen oder prüfen lassen.
- Trainieren lohnt sich: Kurse lokaler Anbietern helfen, den Umgang mit dem (E-)Bike zu üben.
- Apps wie Komoot oder Naviki zeigen fahrradfreundliche, ruhige Routen ohne viel Autoverkehr.
Einstieg leicht gemacht
Es muss kein neues E-Bike sein – oft reicht ein gut gepflegtes Rad, ein Helm, eine helle Jacke und der Wille, es einfach auszuprobieren. Wer lange nicht gefahren ist, beginnt am besten mit einer kleinen Runde im Park oder auf einem Radweg abseits des Verkehrs. Vielleicht mit einer Freundin, einem Enkelkind oder einem Nachbarn. Denn gemeinsam fährt es sich oft leichter – und sicherer.
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