Mit dem Älterwerden oder bei Einschränkungen wird ein barrierefreies Zuhause immer wichtiger. Doch was bedeutet barrierefrei wohnen eigentlich, wie läuft ein Umbau ab, und welche Fördermöglichkeiten gibt es? Dieser Artikel gibt praktische Tipps und zeigt, wie Sie Ihr Zuhause sicher, komfortabel und zukunftsfähig gestalten können.
Das eigene Zuhause ist viel mehr als nur ein Ort. Es ist ein Lebensraum voller Erinnerungen, Alltagserfahrungen und Gewohnheiten. Gerade im Alter bedeutet es Sicherheit, Selbstbestimmung – und ein vertrautes Umfeld, das man nicht einfach aufgeben möchte. Die gute Nachricht ist: Das muss auch niemand. Mit den richtigen Anpassungen lässt sich die eigene Wohnung oder das Haus so gestalten, dass sie auch im höheren Alter ein sicherer, komfortabler und verlässlicher Ort bleiben.
Doch je älter man wird, desto stärker verändert sich oft das Verhältnis zum eigenen Wohnraum. Ein Stuhl steht im Weg, eine Stufe wird zur Stolperfalle, das Bad ist eng und unbequem. Vielen Menschen fällt es schwer, sich einzugestehen, dass die vertraute Umgebung nicht mehr uneingeschränkt alltagstauglich ist. Der Gedanke an Hilfe oder bauliche Veränderungen löst manchmal Widerstand aus – aus Sorge, Unabhängigkeit zu verlieren oder Kontrolle abzugeben.
Dabei ist es genau umgekehrt: Wer frühzeitig und vorausschauend umbaut, gewinnt Lebensqualität und bewahrt sich die Freiheit, möglichst lange in der eigenen Wohnung zu bleiben – ohne unnötige Risiken oder Einschränkungen.
Aktionstag: Lebenswert. Liebenswert? Abschied.
Erleben Sie einen besonderen Tag voller Begegnungen und Inspiration!
Wir feiern das Leben in all seinen Phasen – entdecken Sie in entspannter Atmosphäre, wie vielseitig und wertvoll das Leben bis ins Hohe alter sein kann.
Wann? 18. Oktober 2025, ab 14.00 Uhr
Wo? Im Park des Adullam Spitals und Pflegezentrum Basel, Mittlere Strasse 15, 4056 Basel
Kommen Sie vorbei!
Für Menschen jeden Alters. Bringen Sie gerne Familie und Freunde mit.
Hier finden Sie das komplette Programm und alle Informationen …
Was bedeutet barrierefreies Wohnen eigentlich genau?
Der Begriff „barrierefrei“ klingt zunächst sehr technisch. Aber im Alltag geht es dabei um ganz praktische Dinge: keine Stolperfallen, mehr Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, selbstbestimmt zu wohnen – auch mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Barrierefreies Wohnen bedeutet, dass alle Räume ohne Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Es geht nicht nur um Rollstuhlfahrer oder Pflegebedürftige – sondern um jeden, der mit den Jahren merkt, dass die Beweglichkeit abnimmt, das Sehen schwieriger wird oder das Gleichgewicht nicht mehr ganz stabil ist.
Konkret heisst das:
• Keine Stufen oder Türschwellen, über die man stolpern kann
• Breite Türen und Flure, durch die man auch mit Gehhilfen oder Rollator bequem kommt
• Bedienelemente wie Lichtschalter, Fenstergriffe oder Türsprechanlagen in angenehmer Höhe
• Rutschfeste Böden, sichere Beleuchtung und Haltegriffe an den richtigen Stellen
• Sanitäreinrichtungen und Möbel, die auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt sind
Barrierefreiheit bedeutet also nicht, das Zuhause in eine Klinik zu verwandeln – sondern kleine, kluge Veränderungen, die das Leben spürbar erleichtern.
Welche Bereiche lassen sich wie anpassen?
Ein barrierefreier Umbau betrifft meist mehrere Räume. Dabei gilt: Jeder Schritt zählt – auch kleine Massnahmen machen im Alltag einen großen Unterschied. Besonders wichtig sind:
1. Der Eingangsbereich
Ein sicherer Zugang ist das A und O:
• Eine schwellenfreie Haustür oder eine sanft ansteigende Rampe erleichtern den Eintritt, sowie ein stabiler Handlauf
• Die Tür sollte mindestens 90 cm breit sein – auch Innentüren idealerweise 80 cm
• Gegensprechanlage, Türklingel und Türspion müssen gut erreichbar und sichtbar sein
• Bewegungsmelder und gute Außenbeleuchtung sorgen für Sicherheit bei Dunkelheit
2. Das Badezimmer
Hier besteht das grösste Risiko für Stürze – deshalb lohnt sich eine Anpassung besonders:
• Eine ebenerdige Dusche mit Haltegriffen und Duschsitz ist komfortabler und sicherer als eine Badewanne
• Falls nur eine Badewanne vorhanden, dann mit Antirutschstreifen oder Matte ausstatten, ein Badewannenbrett oder ein Badewannenlifter kann den Einstieg erleichtern
• Das WC sollte erhöht sein (46–48 cm Sitzhöhe) und gut zugänglich
• Rutschfeste Fliesen und ein unterfahrbares Waschbecken bieten mehr Sicherheit und Flexibilität
• Badvorleger fixieren oder ganz entfernen
• Darauf achten, dass sich die Türe vom Badezimmer oder WC immer von aussen öffnen lässt oder Türschlüssel entfernen
3. Die Küche
Die Küche ist oft Zentrum des Wohnens – sie sollte praktisch und ergonomisch gestaltet sein:
• Arbeitsflächen und Spüle sollten unterfahrbar und idealerweise höhenverstellbar sein
• Elektrogeräte wie Ofen oder Spülmaschine gehören auf Greifhöhe – kein Bücken, kein Klettern
• Oberschränke mit Absenkautomatik oder ausziehbare Apothekerschränke sorgen für gute Erreichbarkeit
4. Das Schlafzimmer
Ein gut erreichbares, komfortables Bett ist wichtig für guten Schlaf – und einen sicheren Start in den Tag:
• Die Betthöhe sollte rund 50 cm betragen
• Um das Bett herum braucht es genügend Platz – mindestens 120 cm, bei Rollstuhlnutzung 150 cm
• Kleiderschränke sollten leicht zugänglich sein, beispielsweise mit ausziehbaren Kleiderstangen
• Eine Nachtbeleuchtung mit Bewegungsmelder erhöht die Sicherheit
• Ein Nachttisch am Bett für schnell zu erreichende Gegenstände wie Brille, Lampe
5. Flure und Durchgänge
• Breite Wege ohne Türschwellen oder mit Türschwellenrampe sorgen für freie Bewegung
• Stolperfallen wie lose Teppiche sollten entfernt oder fixiert werden
• Gute, blendfreie Beleuchtung ist entscheidend für Orientierung und Sicherheit
Moderne Technik: Unsichtbare Helfer im Alltag
Neben baulichen Veränderungen gibt es viele technische Hilfen, die den Alltag erleichtern:
• Bewegungsmelder für Flur- und Nachtbeleuchtung
• Notrufsysteme als Armband, Halskette oder mit automatischer Sturzerkennung
• Sprachsteuerung für Licht, Heizung oder Musik
• Digitale Türspione, smarte Türschlösser oder Gegensprechanlagen mit Bildschirm
• Elektrisch verstellbare Möbel wie Betten, Sessel oder Küchenschränke
• Herdüberwachung mit Abschaltautomatik
• Telefone mit grossen Tasten
Diese Helfer sind diskret, aber wirkungsvoll – sie geben Sicherheit und machen alltägliche Handgriffe leichter.
Tipp: Sie möchten überprüfen, ob Ihre Wohnung bereits alle altersgerechten Massnahmen erfüllt oder welche Massnahmen eventuell anstehen? Dann können Sie diese Checkliste des Bundesamts für Wohnungswesen BWO nutzen: Checkliste des Bundesamts für Wohnungswesen: „Ist meine Wohnung altersgerecht?“ (PDF)
Was kostet ein altersgerechter Umbau – und wer zahlt mit?
Die Basis für barrierefreies Wohnen in der Schweiz wird durch verschiedene Gesetze und Normen gelegt. Zentral ist das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG), das für alle Neu- und Umbauten mit Baubewilligung eine hindernisfreie Bauweise vorschreibt. Grundsätzlich gilt: Wer einen Neubau plant, kann Barrierefreiheit mit vergleichsweise geringem Mehraufwand umsetzen – deutlich günstiger, als bei späteren Umbauten.
Tipp
Die Kosten für Anpassungen im Wohnraum hängen stark vom Umfang ab. Kleinere Massnahmen wie rutschhemmende Bodenbeläge oder Haltegriffe sind oft schon mit wenigen hundert Franken realisierbar, während größere Umbauten – etwa ein altersgerechtes Badezimmer oder ein Treppenlift – mehrere tausend Franken kosten können.
Für die Finanzierung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Auf Bundesebene stellt das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen Mittel bereit, die jedoch meist für Pilot- und Sonderprojekte gedacht sind. Für individuelle Umbauten kann die Invalidenversicherung (IV) Zuschüsse gewähren, sofern Anspruch besteht. Daneben existieren kantonale und kommunale Förderprogramme, deren Ausgestaltung von Region zu Region variiert. Organisationen wie Pro Infirmis liefern hier wertvolle Beratung und helfen dabei, passende Förderungen und Unterstützungsmöglichkeiten zu finden.
Wohnkomfort ist keine Frage des Alters – sondern der Gestaltung
Altersgerecht wohnen heißt nicht, etwas aufzugeben – sondern sich selbst und der eigenen Lebensqualität etwas Gutes zu tun. Es bedeutet, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen, um auch in Zukunft sicher, bequem und unabhängig leben zu können.
Wer den Schritt geht und sein Zuhause an die eigenen Bedürfnisse anpasst, bleibt nicht nur länger selbstständig, sondern entlastet auch Angehörige und gewinnt neue Freiheit im Alltag. Denn ein Zuhause sollte kein Hindernis sein – sondern ein Ort, der mit dem Leben mitwächst.
0 Comments