Wetterfühligkeit – Was tun gegen den Herbstblues? | silberFuchs

Wetterfühligkeit – Was tun gegen den Herbstblues?

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Wenn die Tage kürzer und grauer werden, schlägt das vielen aufs Gemüt. Müdigkeit, Antriebslosigkeit und eine gewisse Melancholie stellen sich ein. Doch das muss nicht sein. Mit Licht, Bewegung, Gemeinschaft und kleinen Ritualen lässt sich der Übergang in die dunkle Jahreszeit bewusst gestalten.

Während der Sommer uns mit langen Abenden, Wärme und Leichtigkeit verwöhnt, schlägt der Herbst vielen Menschen auf die Stimmung. Plötzlich fehlt die Energie, der Antrieb sinkt, selbst alltägliche Dinge fühlen sich schwerer an als noch vor wenigen Wochen. Dieses Phänomen hat einen Namen – Herbstblues.

Jahreszeiten beeinflussen unsere Stimmung

Dass die dunklere Jahreszeit aufs Gemüt schlägt, ist nicht nur eine gefühlte Wahrheit, sondern wissenschaftlich belegt. Forschungen des Departments of Psychology der University of British Columbia zeigen, dass sich unsere Stimmung, unser Antrieb und sogar unsere geistige Leistungsfähigkeit je nach Jahreszeit verändern.

Im Winter treten depressive Symptome häufiger auf – nicht nur bei Menschen mit einer Winterdepression, sondern auch bei Gesunden: Fast jede zweite Person berichtet von einer gewissen Niedergeschlagenheit, wenn die Tage kürzer werden. Analysen grosser Datenmengen aus verschiedenen Ländern bestätigen: Die Stimmung sinkt im Winter spürbar ab, im Frühjahr erreicht das Glücksgefühl dagegen seinen Höhepunkt.

Auch die geistige Leistungsfähigkeit schwankt mit den Jahreszeiten. Untersuchungen zeigen, dass das Arbeitsgedächtnis – also die Fähigkeit, Informationen kurzfristig zu verarbeiten – im Herbst besonders stark ist. Im Sommer hingegen lässt die Konzentration eher nach.

Solche jahreszeitlichen Schwankungen sind übrigens nichts Ungewöhnliches: Auch in der Tierwelt passen sich viele Arten dem Wechsel der Jahreszeiten an. Beim Menschen zeigt sich diese Anpassung subtiler – in Stimmung, Energielevel und geistiger Schärfe.

Der Körper im Herbstmodus

Medizinisch betrachtet hängt der Herbstblues eng mit dem Lichtmangel zusammen. Wenn die Tage kürzer werden, sinkt die Produktion des Glückshormons Serotonin. Gleichzeitig bildet der Körper mehr Melatonin – das Hormon, das für Müdigkeit und Schlaf zuständig ist. Das Ergebnis: Wir fühlen uns schneller erschöpft und melancholisch. Hinzu kommt, dass sich unser Biorhythmus verschiebt. Viele Menschen schlafen unruhiger oder wachen früher auf. Der Körper bekommt weniger klare Signale, wann er aktiv sein soll – das wirkt sich direkt auf die Stimmung aus.

Wenn Gedanken schwerer werden

Neben der biologischen Erklärung spielt auch die Psyche eine Rolle. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten verbinden wir unbewusst Abschied: von der Wärme, vom hellen Licht, von der Aktivität draussen. Der Rückzug ins Haus kann verstärkt Einsamkeitsgefühle wecken – gerade, wenn Kinder und Enkelkinder nicht in der Nähe sind. Wer ohnehin allein lebt, kann dadurch schneller in Grübeleien geraten.

Chancen nutzen: Der Herbst als Zeit der Reflexion

Während wir heute oft erwarten, das ganze Jahr über gleich leistungsfähig zu sein, war das Leben früher viel stärker an die Jahreszeiten angepasst. Im Herbst kam traditionell die Zeit des Rückzugs und der Sammlung. Wer sich erlaubt, diesen Rhythmus wieder zuzulassen, nimmt Druck heraus und erlebt die Jahreszeit bewusster.

Unterstützen können dabei kleine Rituale: ein Spaziergang durch buntes Laub, das Erntedankfest, ein Abend mit Tee und Kerzenschein. Auch ein selbst gewähltes Ritual – etwa das Durchsehen alter Fotoalben oder ein Spaziergang, bei dem man symbolisch Belastendes hinter sich lässt – kann helfen, den Herbst positiv zu begrüssen und als Chance für innere Einkehr zu nutzen.

Viele Menschen empfinden den Herbstbeginn zudem unbewusst wie einen Neuanfang, ähnlich dem Gefühl zu Schulzeiten, wenn ein neues Jahr startete– ideale Voraussetzungen also, um Pläne zu schmieden oder längst aufgeschobene Projekte anzugehen.

Tipps gegen den Herbstblues

1. Raus ans Tageslicht
Tägliche Spaziergänge, am besten vormittags, sind Gold wert. Auch bei bewölktem Himmel ist draussen noch genug Licht, um den Serotoninspiegel zu heben. Wer nicht gut zu Fuss ist, kann sich auch mit einer Tageslichtlampe behelfen.

2. Bewegung einplanen
Ob Gymnastikgruppe, Schwimmen, Radfahren oder einfach Treppensteigen statt Aufzug – Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung und hellt die Stimmung auf.

3. Soziale Kontakte pflegen
Ein Kaffeeklatsch mit Freundinnen, die Strickrunde, ein Besuch bei den Enkeln – Gemeinschaft gibt Halt und Freude. Wer allein lebt, sollte gezielt Treffen einplanen, um nicht in den Rückzug zu geraten.

4. Kleine Rituale schaffen
Kerzen anzünden, Musik hören, ein gutes Buch lesen oder ein Dankbarkeitstagebuch führen – kleine Alltagsanker geben Struktur und Freude.

5. Auf den Körper hören
Nicht immer muss es der Waldlauf sein. Wer müde ist, darf auch sanfte Bewegung wählen: Yoga, Dehnübungen oder ein warmes Bad helfen, den Körper positiv zu spüren.

6. Ernährung im Blick behalten
Viele haben im Herbst mehr Lust auf Süsses. Ein Stück Kuchen ist in Ordnung – aber zu viel Zucker macht träge. Besser sind warme Suppen, saisonales Gemüse und ausreichend Flüssigkeit.

Herbstblues oder Depression?

Wichtig ist die Unterscheidung: Ein paar trübe Tage sind noch keine Krankheit. Meist hellt sich die Stimmung nach kurzer Zeit von selbst wieder auf. Wer dauerhaft bedrückt ist, sollte unbedingt mit seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt sprechen.

Der Herbstblues dauert meist nur einige Tage. Doch wenn das Stimmungstief anhält, ist es wichtig, nicht stillzuhalten. Ärztliche Beratung, Psychotherapie oder eine Lichttherapie können helfen.

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