Naschen verboten? Die Sache mit dem Blutzucker

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Nie wieder ein Stückchen Kuchen zum Kaffee? Insulinspritzen als täglicher Begleiter? Ab jetzt strenge Diät? Mythen rund um den Diabetes Typ 2 halten sich hartnäckig. In diesem Artikel machen wir Schluss mit der Schwarzmalerei und geben leicht verdauliche Tipps für den Umgang mit der Zuckerkrankheit.

Habe ich zu viel Schokolade gegessen? Aber ich gehe doch schon einmal die Woche mit Ingrid ins Pilates?“

Nach einer Diagnose mit Typ-2-Diabetes steht man häufig vor der Frage: Was hätte ich anders machen können? Ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung und Übergewicht zählen berechtigterweise zu den bekanntesten Ursachen. Doch die Gründe für Diabetes sind vielfältiger: Medikamente, hormonelle Veränderungen, genetische Veranlagung, Bluthochdruck oder auch ein erhöhtes Alter sind weitere Gründe. Mit den Jahren werden also viele Menschen sensibler für die Entwicklung von Diabetes.

Was genau passiert da im Körper?

Wenn der Körper nicht genügend Insulin produzieren oder dieses nutzen kann, kann Glukose – also der „Blutzucker“ – nicht mehr ausreichend verstoffwechselt werden. Der Zuckergehalt im Blut ist also dauerhaft sehr hoch. Was ist aber das Problem mit „süssem Blut“, ausser – wenn man dem Mythos glaubt – unwiderstehlich für Stechmücken zu werden?

Die Ansammlung von Zucker im Blut kann zu Herz- und Gefässkrankheiten, Schäden an Augen, Nieren und Nerven sowie dem sogenannten diabetischen Fuss führen. Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, klagen oft über häufiges Wasserlassen, Durstgefühl, Müdigkeit, Sehstörungen und Wunden, die langsamer heilen als normal. Gar nicht so süss also.

Sollte man bei Diabetes süsses vom Löffel rutschen lassen?

Darf ich jetzt nie wieder Kuchen essen?

Viele sehen die rosigen Zeiten, in denen unbedachtes Schlemmen möglich war, nun hinter sich. Ganz so geschmacklos wird die Zukunft jedoch nicht. Ja, die Aussicht auf Einschränkungen macht erstmal Bauchweh. Aber die gute Nachricht ist: Sie müssen keinen auferlegten Lebens- und Ernährungsplan erfüllen, sondern haben die Freiheit, Ihren Alltag selbst so zu gestalten, dass er Ihnen gut tut – wenn Sie sich an ein paar grundlegende Tipps halten:

Was Sie tun können oder besser lassen sollten

  • Ausgewogene Ernährung: Das bedeutet vor allem: vielfältig! Buntes Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte, wenig Fleisch und einmal Fisch pro Woche.
  • Ein bisschen Bewegung muss sein: Nein, Sie müssen sich nicht im Fitnessstudio anmelden. Aber ab sofort die Treppe zunehmen, das Fahrrad zum Einkaufen zu nutzen oder zweimal die Woche mit einer Freundin ein wenig schneller spazieren zu gehen, senkt bereits den Blutzuckerspiegel. Durch Bewegung verbessert sich nämlich die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin, sodass mehr Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird.
  • Achten Sie auf ein gesundes Gewicht: Geben Sie sich Zeit. Sie müssen nicht von heute auf morgen 10 Kilo abnehmen. Wenn Sie die beiden ersten Tipps befolgen, passiert das mit der Zeit von ganz allein.
  • Überprüfen Sie Zucker- und Kohlenhydrate: Süsses ist nicht gleich Süsses. Zirka 50 Gramm Zucker pro Tag sind im Durchschnitt in Ordnung. Erdbeeren mit Zartbitterschokolade sind beispielsweise ein beliebter Snack. Wenn Sie auf alternative Süssungsmittel wie Xylit oder Erythrit umsteigen, können Sie auch Backwaren geniessen.
  • Vermeiden Sie Alkohol und Zigaretten: Alkohol hat nicht nur viele Kalorien und führt zur Gewichtszunahme, sondern schädigt auch die Bauchspeicheldrüse. Auch Zigaretten schädigen bekanntermassen die Organe. Im Fall der Leber, die den Blutzuckerspiegel steuert, ist das nicht gerade optimal für Diabetes. Also Finger weg!

Zu guter Letzt: Wir wissen, die Vorstellung, von nun an Medikamente zu benötigen, ist gewöhnungsbedürftig – vor allem, wenn man sich gar nicht krank fühlt. Doch nicht jeder oder jedem gelingen Ernährungsumstellung und die Integration von Bewegung. Zudem ist gerade in schwereren Fällen eine Behandlung mit Diabetes-Tabletten oder Insulinspritze unbedingt notwendig.

Geben Sie sich Zeit, mit der Umstellung zurechtzukommen. Wenn Sie gut informiert sind, ein paar der Tipps umsetzen und sich an die Einnahme der Medikamente halten, können Sie auch bedenkenlos ein Stückchen Kuchen zum Kaffee essen.

„Diabetes Typ F“ – Wie Freunde und Familie unterstützen können

Dass Diabetes auch Familie und Freunde betrifft, hat seit einiger Zeit einen Namen: „Diabetes Typ F“. Wenn Sie Angehörige/r von jemandem mit Typ-2-Diabetes sind, haben wir auch ein paar Tipps für Sie, um sich an die neue Situation zu gewöhnen:

  • Wissen ist Macht: Wenn Sie die Krankheit besser kennenlernen, fällt es Ihnen leichter, Sicherheit in dieser neuen Situation zu gewinnen. Ganz alltägliche Fragen wie: „Was darf er/sie essen? Dürfen wir diese Unternehmung machen? Kann eine Notfallsituation entstehen?“ werden Sie so nicht länger plagen und können Ihre/n Angehörige/n entlasten.
  • Zeigen Sie Offenheit: Sprechen Sie über eigene Unsicherheiten oder zeigen Sie Interesse an der Krankheit. Viele Menschen mit Diabetes igeln sich erstmal ein, weil sie ihr Umfeld schützen und niemandem zur Last fallen wollen. Gemeinsam lässt es sich jedoch viel leichter einen Umgang mit der neuen Situation finden.
  • Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrer/m Angehörigen einen Plan, um eine gesunde Ernährung und regelmässige Bewegung zu fördern. Unterstützen Sie auch die regelmässige Einnahme von Medikamenten und die Überwachung des Blutzuckerspiegels. Seien Sie dabei einfühlsam und aufmerksam für die Bedürfnisse Ihrer/s Angehörigen und überfordern Sie sie/ihn nicht.

(SR)

 

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