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Wie wir altern, entscheidet unser Lebensstil

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Alt werden wir alle – aber wie gesund und wie lange, liegt nicht nur an unseren Genen. Studien aus Oxford, vom Robert Koch-Institut und Stanford zeigen: Unser Lebensstil und unsere Lebensumstände haben einen enormen Einfluss.

Alt werden wir alle – aber wie schnell und wie gesund, das liegt nicht nur an unseren Genen. Aktuelle Forschungen zeigen: Unser Lebensstil und unsere Lebensumstände haben einen viel grösseren Einfluss darauf, wie wir altern und wie lange wir leben. Wer also denkt, alles sei Schicksal oder in den Genen verankert, liegt nur zum Teil richtig.

Umweltfaktoren schlagen Gene

Eine grosse Studie der Universität Oxford aus dem März 2025 hat untersucht, warum manche Menschen früher sterben als andere. Die Forschenden werteten rund 500.000 Datensätze aus der sogenannten «UK Biobank» aus. Dort sind Informationen über Blutwerte, Krankheiten, Sterbedaten, aber auch persönliche Angaben wie Lebensstil, Wohnsituation oder Einkommen enthalten.

Das überraschende Ergebnis: Nur etwa zwei Prozent des Risikos, früh zu sterben, lassen sich auf unsere Gene zurückführen. Dagegen erklären äussere Faktoren – also unsere Lebensumstände, unser Verhalten und unsere Umwelt – ganze 17 Prozent.

Das mag auf den ersten Blick wenig klingen, ist aber wissenschaftlich betrachtet ein enormer Einfluss. Cornelia van Duijn, Professorin für Epidemiologie an der Universität Oxford, fasst zusammen: «Es sind vor allem die Lebensumstände, die bestimmen, wie lange wir leben.»

Frau auf Schoss von Mann liegend auf dem Sofa

Welche Faktoren wirklich zählen

Die Oxford-Forschenden haben insgesamt 85 verschiedene Faktoren untersucht, die unser Sterberisiko beeinflussen. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Rauchen: Kein Faktor wirkt so stark wie das Rauchen. Wer regelmässig raucht, verkürzt seine Lebenserwartung deutlich.
  • Bewegung: Weniger als 30 Minuten Bewegung pro Tag erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder bestimmte Krebsarten.
  • Schlaf: Weniger als sieben Stunden pro Nacht schwächen das Immunsystem und erhöhen das Risiko für chronische Erkrankungen.
  • Soziale Kontakte: Menschen, die allein leben oder wenig sozialen Austausch haben, zeigen eine höhere Sterblichkeit.
  • Finanzen und Bildung: Einkommen, Arbeitsplatzsituation und Bildungsgrad wirken sich ebenfalls auf die Lebenserwartung aus. Wer finanziell besser gestellt ist, kann gesünder leben und hat in der Regel Zugang zu einer besseren medizinischen Versorgung.

All diese Faktoren sind miteinander verknüpft und zeigen: Gesundes Altern ist ein komplexes Zusammenspiel von Verhalten, Lebensumständen und Umwelt. Gene spielen zwar eine Rolle – etwa bei Brustkrebs oder Demenz, bei welchen Gene als überwiegende Ursache gelten –, sie sind aber bei vielen Erkrankungen im Alter nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes.

2 Frauen lachen sich gegenseitig an

Altern in Schüben – und was wir beeinflussen können

Eine ergänzende Langzeitstudie der Stanford University bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel: Altern verläuft nicht gleichmässig. Die Forschenden untersuchten 108 gesunde Erwachsene über sieben Jahre hinweg und analysierten Blut, Speichel und weitere Proben. Besonders auffällige Veränderungen treten etwa im Alter von 44 und 60 Jahren auf. Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen zu, Muskeln bauen schneller ab, der Stoffwechsel verändert sich. Die Forschenden vermuten, dass Lebensstilfaktoren diese «Alterungsschübe» beeinflussen könnten – also Bewegung, Ernährung und Stressreduktion.

Die Stanford-Forschenden betonen jedoch, dass mehr Studien nötig sind, um genau zu verstehen, welche Rolle der Lebensstil in diesen Altersphasen spielt. Genau hier knüpfen die Oxford- und RKI-Studien an: Sie zeigen bereits, dass Umwelt und Lebensumstände messbare Effekte auf die Lebenserwartung haben.

So beeinflussen Sie Ihr Altern aktiv

  • Bewegung einplanen: Schon kleine Einheiten wie Treppensteigen, Gartenarbeit oder kurze Spaziergänge helfen.
  • Ernährung bewusst gestalten: Mehr Obst, Gemüse, Vollkornprodukte,weniger Zucker und Fett.
  • Soziale Kontakte pflegen: Vereine, Nachbarschaftshilfe oder regelmässige Treffen mit Freunden.
  • Stress reduzieren: Atemübungen, Meditation oder Spaziergänge in der Natur.
  • Regelmässige Vorsorge: Arztbesuche wahrnehmen, Blutwerte und Blutdruck prüfen lassen.

Altern in Schüben – und was wir beeinflussen können

Die Botschaft aller Studien ist klar: Gene sind nur ein kleiner Teil des Puzzles. Wer gesund leben möchte, kann aktiv etwas tun. Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, soziale Kontakte und ein gewisses Mass an Stresskontrolle wirken sich nachweislich positiv auf das Altern aus. Wer zusätzlich auf Bildung und finanzielle Stabilität achtet – und sich bei Bedarf Unterstützung holt –, hat weitere Vorteile.

Kurz gesagt: Gesund alt werden, ist nicht Schicksal. Wir können selbst viel dazu beitragen – auch jenseits von 40 oder 60 Jahren, wenn die sogenannten Alterungsschübe einsetzen. Jeder kleine Schritt zählt, um das Leben länger gesund und lebenswert zu gestalten.

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