Ältere Menschen sind häufig bereits mit gesundheitlichen Einschränkungen konfrontiert, wenn sie eine Krebsdiagnose erhalten. Die Krebsdiagnose führt also oft zu noch mehr Therapie, noch mehr Medikation und noch mehr Einschränkungen. In diesem Artikel beleuchten wir, wie im Alter selbstbestimmt mit der Diagnose Krebs umgegangen werden kann.
Viele ältere Menschen kämpfen bereits mit altersbedingten Erkrankungen oder körperlichen Problemen – eine Krebsdiagnose türmt sich also oft auf viele bestehende Beschwerden. Krebs im höheren Lebensalter verlangt somit nach individuellen Ansätzen, die sowohl die medizinischen als auch die persönlichen Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigen. Neben der Therapie spielen Lebensqualität, Selbstbestimmung und der emotionale Umgang mit der Krankheit eine zentrale Rolle.
Therapieansätze im höheren Alter: Lebensqualität im Fokus
Ein zentraler Aspekt bei der Behandlung von Krebs im Alter, ist die Abwägung zwischen medizinischen Massnahmen und der Lebensqualität. Viele ältere Menschen haben bereits Vorerkrankungen, die es erschweren, aggressive Therapieformen wie Chemotherapie oder Operationen durchzuführen. Hier gilt es, individuelle Lösungen zu finden, die sowohl die physischen als auch die psychischen Bedürfnisse der Patient:innen berücksichtigen. Eine wichtige Frage lautet: Wie kann das verbleibende Leben möglichst lebenswert gestaltet werden? Oft steht nicht nur die Lebensverlängerung, sondern auch die Erhaltung der Lebensqualität im Vordergrund. In vielen Fällen ist eine weniger intensive, dafür aber gut verträgliche Therapie sinnvoller.
Mitbestimmung und Selbstbestimmung
Immer mehr ältere Menschen legen Wert darauf, selbst über ihren Behandlungsweg zu entscheiden. Dieser Wunsch nach Selbstbestimmung ist zentral, um ein Gefühl von Kontrolle und Würde im Krankheitsprozess zu bewahren. Patient:innen sollten ermutigt werden, ihre Bedenken und Fragen offen zu äussern, und es sollte stets genügend Zeit für Gespräche und Beratungen eingeplant werden. Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und andere rechtliche Dokumente können eine wichtige Rolle dabei spielen, den Willen des Patient:innen auch in schwierigen Situationen durchzusetzen. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit solchen Themen ist für viele ältere Menschen hilfreich, um Klarheit über ihre Wünsche und Vorstellungen zu gewinnen.
Die Rolle der Pflege und Unterstützung im Alltag
Ältere Krebspatient:innen benötigen oft Unterstützung in ihrem Alltag, besonders wenn ihre Mobilität eingeschränkt ist oder sie durch Chemo- oder Strahlentherapie geschwächt sind. Diese Unterstützung kann vielfältig sein und von Angehörigen, professionellen Pflegekräften oder ambulanten Diensten geleistet werden. Pflegende übernehmen nicht nur die körperliche Versorgung, sondern bieten auch emotionale und psychologische Unterstützung, die für das Wohlbefinden der Betroffenen entscheidend ist.
Die Betreuung von Eltern, Partnern oder Freunden mit Krebs führt dazu, dass pflegende Angehörige – meist Partner:in oder erwachsene Kinder – selbst unter erheblichem Druck stehen. Die Balance zwischen Fürsorge und der eigenen Gesundheit zu wahren, ist eine der grössten Herausforderungen für Angehörige. Hier kann es hilfreich sein, externe Hilfe wie etwa ambulante Pflegedienste oder Tagespflegeangebote in Anspruch zu nehmen,
Ernährung und Bewegung als Teil der Therapie
Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, den Körper während der Therapie zu stärken und Nebenwirkungen zu lindern. Die Ernährungsbedürfnisse älterer Menschen unterscheiden sich häufig von denen jüngerer Patienten, da sie möglicherweise bereits unter Nährstoffmängeln leiden, Nahrungsunverträglichkeiten haben oder nicht mehr so viel Essen können. Frische, leicht verdauliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und gesunde Fette können helfen, das Immunsystem zu stärken und den Körper während der Krebstherapie zu stabilisieren.
Bewegung ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, um die körperliche und psychische Gesundheit zu fördern. Auch im Alter können moderate, altersgerechte körperliche Aktivitäten helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu erhalten und das Wohlbefinden zu steigern. Leichte Aktivitäten wie Spaziergänge, Schwimmen oder sanftes Yoga können zudem dazu beitragen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, die oft durch die Therapie entstehen, entgegenzuwirken.

Eine körperliche und emotionale Belastung
Die emotionale Belastung durch Krebs ist vielfältig. Unsicherheit über den Krankheitsverlauf, die Auswirkungen auf das tägliche Leben und Ängste vor einem Rückfall sind oft schwer zu ertragen. Hinzu kommen die körperlichen Auswirkungen der Krankheit und ihrer Behandlung – von Übelkeit und Schmerzen bis hin zu bleibenden Veränderungen wie Narben oder Haarausfall.
Nebst den körperlichen Symptomen, darf auch die psychische Belastung für Betroffene und deren Umfeld nicht unterschätzt werden. Viele erleben eine emotionale Achterbahn, geprägt von Angst, Wut, Verzweiflung oder auch Erschöpfung. Gleichzeitig können depressive Stimmungen auftreten, die von Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit geprägt sind. Solche Phasen sind besonders nach schlechten Nachrichten häufig. Diese Gefühle sind eine natürliche Reaktion auf die radikalen Veränderungen, die die Erkrankung mit sich bringt und klingen oft wieder ab. Wenn sie jedoch länger anhalten, sollten Betroffene Unterstützung suchen, um einen gesunden Umgang mit der emotionalen Belastung zu finden.
Auch das soziale Umfeld reagiert unterschiedlich auf die Erkrankung: Angehörige und Freunde müssen sich ebenfalls an die neue Realität anpassen, was nicht immer ohne Spannungen und Missverständnisse abläuft.
Psychologische Unterstützung: Ein wertvoller Begleiter
Viele Krebspatient:innen profitieren von professioneller psychologischer Unterstützung, sei es durch psychoonkologische Beratungsstellen oder spezialisierte Psychotherapeut:innen. Diese Fachleute helfen nicht nur bei der Bewältigung von Ängsten und Depressionen, sondern bieten auch konkrete Bewältigungsstrategien an, um den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern. Bereits wenige Sitzungen können den emotionalen Druck mindern und neue Perspektiven aufzeigen. Selbsthilfegruppen sind ebenfalls eine wertvolle Ressource. Der Austausch mit anderen Betroffenen gibt vielen Menschen das Gefühl, nicht allein zu sein, und kann Mut und Hoffnung spenden. Hier können Erfahrungen geteilt und hilfreiche Ratschläge für den Alltag ausgetauscht werden.
Unterstützung durch das soziale Umfeld
Freund:innen, Familienangehörige oder professionelle Pflegekräfte können nicht nur praktische Hilfe leisten, sondern sind auch für die emotionale Unterstützung von unschätzbarem Wert. Gerade wenn alltägliche Aufgaben durch die Erkrankung erschwert werden, kann das Gefühl, nicht allein zu sein, enorme Erleichterung bringen. Ein stabiler sozialer Kreis ermöglicht es vielen älteren Menschen, besser mit der Diagnose umzugehen und die notwendigen Therapien durchzustehen. Familienmitglieder spielen oft eine entscheidende Rolle, wenn es um Arztbesuche, die Begleitung zu Therapien oder auch die Organisation des Alltags geht. Dennoch ist es wichtig, auch die Balance zu wahren: Sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen ist es von Bedeutung, ihre eigenen Grenzen zu kennen und auf sich selbst zu achten, um Überlastung zu vermeiden.
Spiritualität und Sinnsuche: Quellen der Kraft
Die Nähe zum Lebensende regt oft Überlegungen über den Sinn des Lebens, den Tod und das Danach an. Dabei muss es nicht immer um Religion im traditionellen Sinne gehen – auch Meditation, Achtsamkeit oder der Bezug zur Natur können Trost spenden und helfen, innere Ruhe zu finden. Spirituelle Begleitung, die in vielen Hospiz- und Palliativeinrichtungen angeboten wird, kann dabei helfen, sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten und Ängste vor dem Tod zu lindern. Diese Unterstützung richtet den Fokus auf das Hier und Jetzt, was vielen Betroffenen hilft, sich weniger von Sorgen über die Zukunft überwältigen zu lassen.
Offene Gespräche über das Lebensende
Ein offenes Gespräch über das Lebensende kann für viele ältere Menschen eine enorme Erleichterung bedeuten. Themen wie Patientenverfügungen, palliative Pflege oder Betreuung sollten frühzeitig angesprochen werden, um den Betroffenen ein Gefühl der Kontrolle und Selbstbestimmung zu geben. Diese Gespräche sind nicht nur für die Betroffenen wichtig, sondern auch für ihre Angehörigen, die oft unsicher sind, wie sie mit der Situation umgehen sollen.
Die Kraft, Prioritäten zu setzen: Chancen im Alter
Trotz der Herausforderungen, die eine Krebsdiagnose im Alter mit sich bringt, eröffnen sich auch Chancen: Viele ältere Menschen nutzen die Gelegenheit, ihre Prioritäten neu zu setzen und sich auf das zu konzentrieren, was ihnen wirklich wichtig ist. Beziehungen werden intensiviert, alte Konflikte möglicherweise beigelegt, und es bleibt mehr Raum für die Dinge, die Freude bereiten. Ob es nun kleine Ausflüge, das Treffen mit Freunden oder einfach das Lesen eines guten Buches ist – viele Betroffene erleben eine neue Wertschätzung für die kleinen Dinge im Leben. Diese bewusste Lebensgestaltung kann eine wichtige Stütze sein, um die schwierigen Phasen der Krankheit zu überstehen. Zudem trägt sie entscheidend dazu bei, die psychische Gesundheit zu stärken und Hoffnung zu bewahren.
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